Winter
In ihrem Bilderbuch zu den Wintermonaten erzählt Eva-Maria Ott-Heidmann von den kalten Tagen vor Weihnachten.
Autor: Theodor Storm; Illustration: Klaus Ensikat; Verlag: Kindermann; Altersempfehlung: ab 6 Jahre; Erscheinungsjahr: 2016; Seiten: 32; Einband: fester Einband, Halbleinen; erhältlich bei Amazon (affiliate Link)
Klaus Ensikat © Kindermann Verlag 2016
In Theodor Storms berühmten Weihnachtsgedicht zieht Knecht Ruprecht, ein Gehilfe des Christkindes, am Vorabend der Weihnacht durch die Straßen und verteilt Gaben an die Kinder. Die ersten Strophen spielen in einem verschneiten Winterwald:
Habt guten Abend, alt und jung,
Bin allen wohl bekannt genung.
Von drauß‘ vom Walde komm ich her;
Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem Himmelstor
Sah mit großen Augen das Christkind hervor;
Und wie ich so strolcht‘ durch den finstern Tann,
Da rief’s mich mit heller Stimme an:
»Knecht Ruprecht«, rief es, »alter Gesell,
Hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
Das Himmelstor ist aufgetan,
Alt‘ und Junge sollen nun
Von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
Und morgen flieg ich hinab zur Erden,
Denn es soll wieder Weihnachten werden!
So geh denn rasch von Haus zu Haus,
Such mir die guten Kinder aus,
Damit ich ihrer mag gedenken,
Mit schönen Sachen sie mag beschenken.«
Das Gedicht fängt idyllisch an: Eine Wanderung durch den Winterwald. Die Nacht ist kristallklar und das Himmeltor leuchtet. Das Christkind spricht mit großen Augen zu seinem Gehilfen Knecht Ruprecht. Es bittet ihn, Gaben an die Kinder zu verteilen. Morgen werde es selber auf die Erde kommen und dort Weihnachten werden lassen. Knecht Ruprecht begibt sich auf die Reise und zieht durch die Straßen zu den Familien.
Die berühmten Zeilen Theodor Storms, welche zahlreiche Generationen von Kindern auswendig zu lernen pflegten, bleibt allerdings nicht ganz so idyllisch: Storm lässt Knecht Ruprecht zwischen den braven und folgsamen wie ungezogenen Kindern unterscheiden und die Unterscheidung ist zentral für den zweiten Teil des Gedichtes: Die „guten Kinder“ bekommen Gaben, die „schlechten Kinder“ Schläge mit der Rute.
Storms Gedicht bietet in seiner ganzen Kraft einen guten Anlass, um als Elternteil klar Stellung zum Thema Gewalt in der Erziehung zu nehmen: In Deutschland hat jedes Kind seit 2000 ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Gewalt gegen Kinder wird in diesem Land nicht geduldet.
Dass viele Kinder in Deutschland auch im Jahr 2023 noch Gewalt erleben müssen, ist eine Tatsache. Umso wichtiger ist ein offener Austausch zu diesem Tabuthema. Es ist in diesem Kontext interessant, dass der Familienvater, von welchem Knecht Ruprecht erfahren möchte, ob seine Kinder folgsam seien oder nicht, seine Kinder vor der Rute Knecht Ruprechts schützt. Im Jahr 1862.
Klaus Ensikat führt mit seinen Bildern das Gedicht in die Gegenwart und lässt es dennoch in einer wunderbaren Zeitlosigkeit schweben. Die Stimmung in der Stadt ist nicht besonders harmonisch, so scheint es dem Betrachter. Die Menschen sind hektisch und in Maßen unterwegs, Fremde werden misstrauisch beäugt, Kinder schlagen sich auf der Straße. Besonders viel aufmerksame Anteilname findet man in den Straßen dieser Stadt anscheinend nicht. Dies steht im Kontrast zu den Tieren des ersten Bildes, welche alle Geschenke zur Weihnacht tragen und auch im Gegensatz zu den heimeligen Straßen der Stadt mit alten Laternen und feinem Schnee. Damit nimmt Ensikat aber wunderbar die düsteren Noten des Gedichtes auf und zeigt den klugen jungen Lesern, wie sie auch ist, die geweihte Nacht. Und doch enden seine ausdrucksstarken Bilder, wie das Gedicht selbst, versöhnlich: Ein Winken und ein glückliches Kind in der Weihnachtsstube.
Ensikat ist einer der wenigen Illustratoren, welcher Kinder Ernst nimmt.
Klaus Ensikat © Kindermann Verlag 2016
Klaus Ensikat © Kindermann Verlag 2016
Klaus Ensikat © Kindermann Verlag 2016
Klaus Ensikat © Kindermann Verlag 2016
Klaus Ensikat © Kindermann Verlag 2016
Theodor Storms „Knecht Ruprecht“ kann unter den folgenden affiliate Links bestellt werden: Amazon, Genialokal und Orell Füssli
In ihrem Bilderbuch zu den Wintermonaten erzählt Eva-Maria Ott-Heidmann von den kalten Tagen vor Weihnachten.
Der Dichter Joseph von Eichendorff fängt in seinen Versen „Weihnachten“ den Zauber des heiligen Abend ein. Die Illustratorin Pe Grigo verwandelt das Weihnachtsgedicht in ein Feuerwerk an Farben.
Das berühmte Weihnachtsgedicht „Knecht Ruprecht“ Theodor Storms zauberhaft illustriert von Klaus Ensikat und herausgegeben vom Kindermann Verlag. Ein Bilderbuch zu Weihnachten für kleine und große Leser