Autor: Louise Fatio; Illustration: Roger Duvoisin; Übersetzung: Fritz und Regina Mühlenweg (Original: The Happy Lion, 1954); Verlag: Herder; Altersempfehlung: ab 3 Jahre; Erscheinungsjahr: 1955; Jahr der Ausgabe: 2018; Seiten: 32; Einband: gebunden, Taschenbuch; erhältlich bei Amazon, Genialokal und Orell Füssli (affiliate Links)
Louise Fatios „Der glückliche Löwe“ ist ein Kinderbuch über Vertrauen und das Wagnis, sich anderen in Freiheit zu zeigen.
Der glückliche Löwe ist glücklich. Er lebt im Zoo und trifft jeden Tag die Menschen, die er mag und die ihn mögen: Lehrer Dupont, Madame Pinson und Franz, der Sohn des Wärters. Täglich kommen und gehen Menschen zu ihm, grüßen, staunen und bewundern. Er grüßt, staunt und bewundert zurück und freut sich des Lebens bei soviel gegenseitiger Zuneigung. Bis eines Tages jemand vergisst, seine Käfigtür zu schließen und er die schöne Idee hat, seine Freunde in der Stadt einmal zu besuchen.
Eines der Kernthemen der Geschichte ist es, wie die Stadtbewohner mit diesem Besuche des ihnen vertrauten Löwens umgehen. Wie verhält man sich, wenn man einem befreundeten Löwen plötzlich in der Straße begegnet? Die Freunde, oder vermeintlichen Freunde des Löwens reagieren auf diese Frage unterschiedlich. Der glückliche Löwe ist seinerseits von den Reaktionen irritiert und kann sie sich nicht erklären.
Die Kraft des Buches liegt auch in seiner Heldengestalt: Franz. Der junge Sohn des Zoowärters ist der einzige, welcher draußen bei der Begegnung mit dem Löwen nicht verrückt wird. Er ist auch der einzige, der nicht in Panik verfällt, da er den glücklichen Löwen wirklich kennt. Es ist wie ein Bild aus „Der kleine Prinz“: Der kleine Prinz und der Fuchs haben sich lange „vertraut gemacht“ und nun sind sie Freunde. Dieses Vertraut-Sein ist auch der Boden für die Freundschaft zwischen Franz und dem glücklichen Löwen.
Das Buch über den glücklichen Löwen hat traurige wenn nicht gar dunkle Untertöne: Ist es für den glücklichen Löwen wirklich so ein Glück, im Felsengarten zu wohnen anstatt in der freien Wildbahn zu leben? Dort sei es ja angeblich so heiß und gefährlich? Und ist es wirklich eine gesunde Lösung, dass sich der glückliche Löwe dazu entscheidet, fortan im Gehege zu bleiben, auch wenn sich ihm die Möglichkeit bietet, in die Stadt zu gehen? Die Besonderheit dieses Kinderbuches ist es, dass es diese Frage ganz unaufgesetzt in die Geschichte einwebt. Louise Fatio spielt mit der Erzählperspektive und zeigt hier ein fabelhaftes erzählerisches Handwerk. Man muss ja nicht immer glauben, was einem erzählt wird.
Roger Duvoisin arbeitet mit einer reduzierten Bildersprache in Rot-, Schwarz- und Gelbtönen. Die Zeichnungen spiegeln eine kindernahe Ästhetik. So gelingt es ihm, in seinen Bildern die wesentlichen Punkte der Geschichte auf den Punkt zu bringen. In seinen Bildern ist der Löwe keine Figur der Angst, sondern strahlt Ruhe, Vertrauen und Freundschaft aus.
„Der glückliche Löwe“ ist ein Kinderbuch mit einer wunderbar reduzierten Farbsprache, welches zum Nachdenken anregt: Wann kenne ich jemanden? Was ist ein Freund? Was heißt es zu vertrauen? Was für ein Glück ist es, wenn man einen Löwen in Freiheit zum Freund hat.
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