Autor und Illustration: Janosch; Verlag: Beltz & Gelberg; Erscheinungsjahr: 1982; Jahr der Ausgabe: 2020; Seiten: 34; Sprache: deutsch (in viele Sprachen übersetzt); verschiedene Einbände: gebundes Buch, Taschenbuch, Pappbilderbuch; erhältlich bei Amazon (affiliate Link)
Janoschs „Post für den Tiger“ ist ein Bilderbuch über Einsamkeit und Freundschaft, und über die Freude, geliebt zu werden und sich einander zu haben.
Tiger ist traurig, wenn Bär den ganzen Tag beim Angeln ist und er selbst allein zu Hause. Dann überkommt ihn die Einsamkeit. Was wäre, wenn Bär ihm einen Brief schreiben könnte, wenn er beim Angeln ist? Dann wäre die Welt nicht mehr so traurig. Dann würde er sich freuen, könnte kochen, putzen, das Abendessen vorbereiten. Tiger und Bär beschließen also, sich gegenseitig Brief zu schreiben.
Dass das gar nicht so einfach ist, stellt Bär schnell fest: Wer bringt die Briefe zum Tiger, wenn er noch beim Angeln ist? Eine wunderbare Erklärung der Entstehung der Post folgt und des Telephons noch obendrein: „Und jetzt konnte hier jeder im Wald und am Fluss an jeden einen Brief schreiben und wenn er wollte, mit seiner Freundin in der Ferne reden. War das nicht fabelhaft?“ Der Bär schließt mit „Ganz unheimlich und schön.“
In diesem Zwiespalt lässt Janosch seine Leser schweben. Es ist unglaublich beeindruckend, wie Janosch es schafft, so tiefe und berührende Themen kinderleicht zu vermitteln: Wie geht man mit seiner eigenen Einsamkeit und der eines Freundes um? Wie schafft man es, sich nah zu sein? Sind Smartphones mit Videokonferenzschaltungen die Lösung für unser aller Einsamkeit? Oder liegt die wahre Lösung doch auf dem grünen Sofa, welches Bär und Tiger in „Komm, wir finden einen Schatz“ anschleppen?
Janoschs Bilder, in ihrer bezaubernden Aquarellkunst, bieten stets einen Subtext zum eigentlichen Text. Sie stellen den vordergründigen Text in Frage und verleihen ihm neue Ebenen. Dass die elegante Gans keine Zeit hat, den Brief auszutragen, wie es im Text steht, wird auf der nächsten Seite im Bild kommentiert. Damit stehen Text und Bild immer im Dialog. Kinder wie Erwachsene können lernen, dass das Wort meist nicht allein steht, sondern von Bildern getragen wird, und diese verleihen dem Gesagten die eigentliche Bedeutung.
Janosch ist ein begnadeter Künstler, der es schafft, die ganz großen Fragen im Alltäglichen zu diskutieren. Eine Lektüre für junge und alte Leser. Ein Gewinn für uns alle.
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